«Verfügbarkeit und Preis werden die Anwendungsbereiche für Wasserstoff bestimmen»
Interview mit Dr. Christian Zeyer Co-Geschäftsführung & Research swisscleantech Co-Autor einer Analyse zur Notwendigkeit einer Wasserstoffinfrastruktur in der Schweiz
Ein Thesenpapier des Wirtschaftsverbands swisscleantech mahnt bei der Förderung von Wasserstoff zur Wahrung der Proportionen. Wasserstoff und seine Derivate können in einzelnen Bereichen, insbesondere im Flug- und Schiffsverkehr, eine wichtige Rolle spielen, heisst es dort. Wo immer Strom direkt zur Anwendung kommen könne, sei dies aber wirtschaftlicher.
Auf welche Grundlagen stützt sich das Thesenpapier ab? Was für Untersuchungen und Erhebungen hat swisscleantech dafür vorgenommen?
Einerseits haben wir Literaturrecherchen durchgeführt, andererseits mit potenziellen Anwendern Interviews geführt. Dabei zeigte sich: Anwender gehen von der Erwartung aus, dass Wasserstoff irgendwann preislich mit Erdgas vergleichbar ist. Sowohl die Literatur wie auch eigene Technologieabschätzungen lassen erwarten, dass dies zumindest bei Wasserstoff aus erneuerbarem Strom nicht der Fall sein wird.
Früher produzierte man im Wallis Aluminium, weil viel elektrischer Strom zur Verfügung stand, in jüngerer Zeit eröffnete man jenseits des Simplons Bitcoin-Schürfstätten vor demselben Hintergrund. Weshalb soll das bei der Erzeugung von H2 nicht sinnvoll sein?
Die Antwort steht bereits in der Frage drin. Wir schliessen nicht aus, dass lokale, rentable Produktionen von Wasserstoff in der Schweiz möglich und auch sinnvoll sein werden. Damit in der Schweiz hergestellter Wasserstoff aber eine wichtige Rolle in der Energieversorgung übernehmen kann, müssten über einen grossen Teil des Jahres grosse Mengen von günstigem Strom zur Verfügung stehen, für den keine anderweitige Nachfrage besteht. So war das, als man begann, Aluminium im Wallis zu produzieren. So wird es in Zukunft aber nicht sein.
Ganz anders ist die Situation beim Bitcoin-Mining: Mengenmässig wird der dafür verwendete Strom nicht einmal in der Energiestatistik erwähnt. Da hoffen wir schon, dass die lokale Wasserstoffproduktion grösser wird.
(Bild: swisscleantech)
Wo erachten Sie die Verwendung von grünem H2 für sinnvoll?
Er wird vor allem da zum Einsatz kommen, wo heute fossiler Wasserstoff zum Einsatz kommt. Bereits in der Luftfahrt und im Schiffstransport ist nicht mehr sicher, ob Wasserstoff eine Rolle spielen wird, oder ob Derivate wie beispielsweise Synfuels oder auch Ammoniak zum Einsatz kommen werden.