Schweizerisches Symposium «Graue Emissionen im Bausektor»

Wie kann der Bausektor klimaneutral werden? Wie muss künftig gebaut werden? Ist die Schweiz auf Kurs?

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Worum geht's?

Der Bau- und Wohnsektor gehört in der Schweiz zu den Bereichen, die mit Abstand am meisten Ressourcen erfordern. Entsprechend stark wird durch das Bauen die Umwelt belastet und trägt so insbesondere zur Klimaerwärmung bei.

Um die gesetzten Klimaziele auf dem Weg zu Netto-Null auch nur annähernd zu erreichen, sind die grauen Treibhausgasemissionen im Bausektor drastisch zu reduzieren, resp. zu vermeiden. Dabei reicht die Umsetzung einzelner Massnahmen nicht aus, es müssen alle heute möglichen Massnahmen ergriffen werden.

Das schweizerische Symposium zum Thema «Graue Emissionen im Bausektor» hat das Ziel, die vorhandenen Herausforderungen und möglichen Lösungsansätze für alle im Bausektor Beteiligten aufzuzeigen und zu diskutieren. Wie kann der Bausektor klimaneutral werden? Wie muss künftig gebaut werden? Ist die Schweiz auf Kurs?

Graue Energie

In der Fachwelt ist die graue Energie schon länger ein Thema. Das SIA-Merkblatt 2032 «graue Energie von Gebäuden» hat in einer ersten Fassung bereits 2010 die Grundlagen für die Berechnung der grauen Energie von Gebäuden entwickelt. Die beiden grossen Gebäudelabel Minergie-Eco und Standard nachhaltiges Bauen Schweiz SNBS haben diesen Faktor vor einigen Jahren ebenfalls aufgenommen. Der Energieverbrauch des gesamten Bausektors in der Schweiz wird bislang durch den Verbrauch von fossilen Energieträgern für Heizung und Warmwasser dominiert. Der Fokus der Politik lag deshalb primär auf diesem Aspekt, der bei der Nutzung von Gebäuden anfällt.

Mit Erfolg: bei neuen oder renovierten Gebäuden mit nicht-fossiler Wärmeerzeugung wird nach der Bauphase heute praktisch kein CO₂ mehr emittiert.

Das heisst aber auch: der Verbrauch von nicht-erneuerbarer Primärenergie und der entsprechende Ausstoss von Treibhausgasen für die Herstellung von Baumaterial, Bauprodukten und die Erstellung von Gebäuden – die graue Energie – ist der letzte – leider immer sehr grosse - Energieverbrauch, um den wir uns in den nächsten Jahren kümmern müssen, wenn wir die Ziele der Energie- und Klimapolitik wirklich erreichen wollen.

Die Politik hat diesen Ball nun aufgenommen. Im Zusammenhang mit einer parlamentarischen Initiative zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft in der Schweiz hat der Nationalrat Anfangs Mai einen neuen Artikel für das Energiegesetz angenommen. Der neue Artikel fordert die Kantone auf, dass sie Grenzwerte für die graue Energie von Gebäuden erlassen sollen. Der Artikel ist von der nationalen Politik noch nicht definitiv verabschiedet, aber auch die Energiedirektorenkonferenz hat die graue Energie in ihrer Gebäudestrategie 2050+ letzten Sommer als einer von insgesamt 6 Schwerpunkten aufgenommen und der Kanton Genf hat den Regierungsrat im 2021 revidierten Baugesetz ermächtigt, dass er derartige Grenzwerte einführen darf.

Auch im europäischen Umfeld sind die Diskussionen im Gange. Die EU diskutiert die Einführung solcher Grenzwerte und erste Länder wie Frankreich und Dänemark haben schon Grenzwerte für bestimmte Gebäudekategorien eingeführt.

Was heisst das nun für die Bauherren in der Schweiz? Für die Architekten und Ingenieure? Braucht es einen Paradigmenwechsel für neue Gebäude? Sollen bestehende Gebäude noch durch einen Ersatzneubau ersetzt oder soll ihre Lebensdauer verlängert werden? Was heisst das jenseits der «nackten» energetischen Bilanzierung für die ökonomischen und auch kulturellen Implikationen im Gebäudepark?

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