Zurück zur Übersicht

«Der Kampf gegen den Klimawandel wird einen noch grösseren Einfluss auf den Immobilienmarkt haben als die Corona-Krise»

Interview

Interview mit Robert Weinert, Dr. oec. (HSG) Leiter Immo-Monitoring, Wüest Partner AG, Zürich Referent am Kadertag Gebäudetechnik vom 31. August 2021

«Der Kampf gegen den Klimawandel wird einen noch grösseren Einfluss auf den Immobilienmarkt haben als die Corona-Krise»

Wie haben Sie bisher die Auswirkungen von COVID-19 auf den Bau- und Immobilienmarkt wahrgenommen? Gibt es allgemeine Trends zu Wertsteigerungen oder -verminderungen?

Grundsätzlich ist der Immobilienmarkt sehr stabil, sowohl im Wohnsegment als auch bei den Geschäftsflächen. Selbst beim stationären Detailhandel, der von den Lockdowns besonders stark betroffen war, haben sich nur wenige Auswirkungen bei den Verkaufsflächen feststellen lassen.

Am eindrücklichsten waren die Preisentwicklungen beim Wohneigentum. Bereits seit einigen Jahren sorgt die Kombination aus tiefen Zinsen, steigenden Reallöhnen und Bevölkerungswachstum für eine sehr lebhafte Nachfrage nach Wohneigentum – welche durch das vermehrte Homeoffice nun noch zusätzlich angeregt wird. Diese Nachfrage trifft auf ein immer spärlicher werdendes Angebot, da schlicht zu wenig gebaut wird.

Wie schätzen Sie die Nachhaltigkeit der registrierten Änderungen ein. Kann man davon ausgehen, dass die Immobilienwelt der Zukunft wegen Corona permanent eine andere sein wird?

Der Büroflächenmarkt wird sich zunehmend wandeln. Büroflächen werden mehr und mehr als Lebensflächen (inkl. Rückzugszonen, Sport- und Freizeitflächen, gastronomische Angebote, Flächen für den informellen Austausch) konzipiert und nicht als reine Arbeitsorte.

Parallel zur Pandemie beschäftigt der Klimawandel die Welt. Erkennen Sie Berührungspunkte zwischen diesen Zukunftssorgen, welche sich auf den Immobilienmarkt auswirken?

Der Kampf gegen den Klimawandel wird einen noch grösseren Einfluss auf den Immobilienmarkt haben als die Corona-Krise. Auch wenn die Revision des CO2-Gesetzes abgelehnt wurde, kann davon ausgegangen werden, dass die Sanierungsaktivitäten im Schweizer Gebäudepark weiter zunehmen werden. Dies wegen des fortgeschrittenen Lebenszyklus vieler Gebäude, der attraktiven Finanzierungsbedingungen sowie der stabilen Nutzernachfrage.