«Wir sind überzeugt, dass sowohl die Kreislaufwirtschaft als auch die Versorgungssicherheit eine starke Verankerung in den dezentralen Energiesystemen haben muss – diesbezüglich sind Power-to-Gas und WKK wohl konkurrenzlos!»
Interview mit Kurt Lüscher, Dipl. Ing. FH / EMBA HSG, ist Vorstandsmitglied & Geschäftsführer von POWERLOOP, Zürich.
POWERLOOP - Schweizerischer Fachverband - entstand Anfang 2019 aus dem Zusammenschluss von zwei kleineren Verbänden. Ziel dieser Plattform ist die sichere und intelligente Energieversorgung der Schweiz, wie sie in der Energiestrategie 2050 beschlossen wurde. Ein wichtiges Standbein bei der künftigen Versorgung sieht POWERLOOP in der Wärme-Kraft-Kopplung (WKK).
Die WKK dient der gleichzeitigen Erzeugung von Wärme und Strom durch einen einzigen Verbrennungsprozess. Sollten wir zum Erreichen der CO2-Neutralität nicht vom Verbrennen wegkommen?
Wir sollten perspektivisch wegkommen von fossilen Energieträgern, aber nicht von effizienten Verbrennungsprozessen. Schon heute werden in der Schweiz 50 % der WKK-Anlagen mit erneuerbaren Treibstoffen oder Biogas betrieben. Kommt dazu, dass mit dezentralen WKK-Anlagen – sogenannten Blockheizkraftwerken (BHKW) – Strom und Wärme mit einem Gesamtwirkungsgrad von ca. 96 % erzeugt werden. Besser geht es kaum.
Eine CO2-neutrale Möglichkeit, die sich der WKK bietet, ist das Verbrennen von Gas, das in einem Power-to-Gas-Verfahren mit Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt wird. Welchen Anteil der Versorgung der Schweiz mit Energie und Wärme könnte damit von der WKK erbracht werden?
Diese Anwendung ist eigentlich ein Königsweg in die Zukunft, da er neben der CO₂-neutralen Produktion und Verbrennung von Treibstoff, der höchst effizienten Produktion von Strom und Gas, eben auch die saisonale Speicherung von Überschussenergie aus dem Sommer in den Winter umfasst. Eine der grössten Herausforderungen beim gewünscht starken Ausbau der Photovoltaik (PV) wäre damit gelöst. Es wäre wünschenswert, dass ein möglichst grosser Teil von der Überproduktion vom Sommer in den Winter «gebracht» werden könnte. Optimistisch betrachtet könnten damit 5 % bis 10 % der Winterstromversorgung abgedeckt werden.