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«Mit der BIM-Methode können wir fundiert und konstruktiv mit allen Beteiligten diskutieren»

Interview

Interview mit Pascal Scheidegger, Dipl. Architekt FH/SIA, MAS Business Administration and Engineering, Mitinhaber konzeptS und Referent am Tageskurs «CO₂-neutral bauen – BIM als Instrument»

Die BIM-Methode (Building Information Modeling) findet immer mehr Einzug in den Baubereich. Sie verspricht auch bei der Ressourceneffizienz im Gebäudepark grosse Fortschritte. BIM kann zur Reduktion grauer Energie und von Abfällen bei Neubau- oder Sanierungsvorhaben beitragen. Es hat das Potenzial, den Erhalt und die Wiederverwendung von Bausubstanz bzw. Bauteilen im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu fördern. Der energie-cluster.ch vermittelt an seinem Tageskurs «CO₂-neutral bauen – BIM als Instrument» umfassende, praxisnahe Informationen zum ressourcen- und energieschonenden Bauen mithilfe der BIM-Methode. Pascal Scheidegger wird in einem Referat zeigen, wie der BIM-Prozess bei einem konkreten Umbauprojekt, einer denkmalgeschützten Liegenschaft, eine agile Arbeitsmethodik ermöglichte.

Was bringt Ihnen die BIM-Methode konkret?
Sie hilft uns in vielerlei Hinsicht. Zum einen haben wir so ein geeignetes Hilfsmittel, um mit den Beteiligten fundiert und konstruktiv diskutieren zu können. Die Bauherrschaft ist in der Lage, sich das Bauprojekt besser vorzustellen, die Denkmalpflege ebenso. Die Fachplaner können fundierter planen und wir alles effizienter koordinieren. Weiter können wir dank dieser Modelle verschiedene Szenarien im Bereich der Kosten, Energie oder Ökobilanz generieren und diese direkter und klarer miteinander vergleichen.

Als Architekt haben Sie sich der Nachhaltigkeit und der Kreislaufwirtschaft verschrieben. Letztere bedingt idealerweise, dass man das Schicksal sowie den Einsatz- oder Lagerort von jedem Bauelement vor und nach dem Einbau wie auch nach einem Abriss nachverfolgen kann. Gibt es eine Entwicklung in diese Richtung?
Bis heute konnten wir noch kein Bauprojekt ausschliesslich mit wiederverwendeten Bauteilen erstellen. Deshalb ist unser Wissensschatz in diesem Bereich reduziert. Wir haben aber viel Erfahrung im Bereich der Denkmalpflege. Bei diesen Projekten greifen wir auf die Bauteillager der Denkmalpflege Thurgau oder Zürich zurück. Spannende Lösungsansätze bietet in dieser Hinsicht sicher die CircularHub und die Plattform Madaster.

In Ihrem Referat am Tageskurs «CO₂-neutral bauen – BIM als Instrument» werden Sie über Ihre Erfahrungen bei einem denkmalgeschützten Umbauprojekt berichten. Sind die Denkmalbehörden in Sachen BIM eigentlich schon auf der Höhe der Zeit? Können Sie ihre Wünsche oder Einwände schon direkt beim digitalen Zwilling anbringen?
Nein, die Behörden können mit unseren BIM-Modellen leider noch nichts anfangen. Wir nutzen die Modelle als Kommunikationsmittel bei Besprechungen mit ihnen. Sie erhalten von uns neben den Plänen und Visualisierungen auch das BIM-Modell. Bedauerlicherweise werden BIM-Modelle aber nur sehr selten in den Bewilligungsprozess mit einbezogen. Ich denke, dass sich das in Zukunft zwingend ändern muss.

Der Tageskurs des energie-cluster.ch informiert auch ausführlich über den Nutzen digitaler Bauwerksmodelle im Neubau. Diese können beispielsweise präzise Angaben zum Aufwand an grauer Energie für ein Neubauprojekt liefern. Dadurch ermöglichen sie Vergleiche zwischen diversen Baumaterialien, etwa eine Gegenüberstellung von Beton und Holz. Dies kann auch zu einem Kompetenzzuwachs der Architektinnen und Architekten gegenüber ihrer Kundschaft führen. Wie setzt man BIM optimal als Marketing-Tool ein?
Ich denke schon, dass zum heutigen Zeitpunkt die BIM-Methode als Marketinginstrument genutzt werden kann. Und bereits in naher Zukunft wird die BIM-Methode zum Standard. Planer, welche konventionell in 2D planen, sind dann nicht mehr zeitgemäss und werden zwangsläufig ausgemustert.