Zurück zur Übersicht

«Power-to-Gas bietet ein grosses Potenzial für eine klimaneutrale Energieversorgung»

Interview

Interview mit Daniela Decurtins Direktorin des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie VSG Teilnehmerin des Diskussionspanels «Power-to-Gas Schweiz – Ausland» am 2. Power-to-Gas-Kongress vom Dienstag, 6. September 2022 in der Umwelt Arena Schweiz.

Der VSG ist aktuell stark beschäftigt mit der Verhinderung einer Mangellage. Wieviel Zeit bleibt dem Verband und Ihnen als Direktorin da jenseits der akuten Tagesaktualität noch für das Thema Power-to-Gas? Wie wird der Rang in der Prioritätenliste gehalten?

Wir sind überzeugt, dass nur mit erneuerbaren Gasen und grünem Wasserstoff, die ins Gasnetz eingespeist werden, die Klimaziele erreicht werden können. Technologien wie Power-to-Gas bieten ein grosses Potenzial für eine nachhaltige

(Bild: VSG)

und klimaneutrale Energieversorgung, indem Strom aus erneuerbaren Quellen saisonal im Gasnetz gespeichert werden kann. Von daher geniesst Power-to-Gas weiterhin eine hohe Priorität.

Diesen Sommer war der VSG beteiligt an der Erarbeitung eines Detailkonzeptes für die Versorgungssicherheit im Winter 2022/23. Wie ist der aktuelle Stand? Kann sich die Schweiz auf eine Grundversorgung über das Gasnetz verlassen? Besteht das Risiko von Abschaltungen?

Es muss damit gerechnet werden, dass in absehbarer Zeit kein Gas mehr aus Russland nach Europa geliefert wird und die Gasspeicher nicht plangemäss gefüllt werden können. Dies könnte auch in der Schweiz zu einer Gasmangellage im Winter führen. Um darauf vorbereitet zu sein, hat der Bundesrat im März die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, dass die Gaswirtschaft die Beschaffung gemeinsam angehen kann. Das Konzept zur Stärkung der Gasversorgungssicherheit sieht zwei Massnahmen vor, die inzwischen erfolgreich realisiert werden konnten: die Einrichtung einer physischen Gasreserve in Gasspeichern der Nachbarländer sowie Optionen für zusätzliche nicht-russische Gaslieferungen.

Die Versorgungslage unseres Landes ist abhängig vom internationalen Markt, sei es nun beim Naturgas aus fossilen Quellen oder bei erneuerbaren und klimaneutralen Gasen. Welche Trümpfe kann die Schweiz auf diesen Märkten ausspielen?

Die Schweiz ist aufgrund ihrer Lage sehr gut ins europäische Gasfernleitungsnetz eingebunden, was unter dem Aspekt der Versorgungssicherheit eine gute Ausgangslage ist. Gas kann nicht nur von Norden nach Süden, sondern auch in umgekehrter Richtung fliessen. Auch von Westen her ist die Schweiz gut ans europäische Gasnetz angebunden. Im Weiteren haben alle diese Märkte Zugang zu Flüssigerdgas (LNG). Dies eröffnet zusätzliche Möglichkeiten der Gasbeschaffung, auch wenn das teurer ist. Diese Infrastruktur kann künftig vermehrt auch für klimaneutrale und erneuerbare Gase genutzt werden.