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Stand der Technik ist, dass jeder Autoabstellplatz mit Ladestationen für Elektroautos ausgerüstet werden kann.

Interview
Stand der Technik ist, dass jeder Autoabstellplatz mit Ladestationen für Elektroautos ausgerüstet werden kann.

Interview mit Jules Pikali, Dipl. Ing. ETH/SIA, OekoWatt AG, Luzern und Moderator am Tageskurs «Ladeinfrastruktur E-Mobilität» vom 06. Dezember 2022.

Die Anzahl an batterieelektrischen Fahrzeugen steigt rasch an. Um diese Fahrzeuge mit elektrischer Energie zu versorgen, ist auch ein Ausbau der Ladeinfrastruktur zwingend. Angestammte «Ruheorte» der Fahrzeuge am Wohnort oder beim Arbeitsplatz sind der effizienteste Standort, um Ladestationen einzurichten. Wer ein Haus besitzt, ist gut beraten, sich das Grundlagenwissen zu erwerben, um so als Investor die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Der Tageskurs «Ladeinfrastruktur E-Mobilität für Mehrfamilienhäuser und Bürogebäude mit 4 bis 40 Wohneinheiten» des energie-cluster.ch vom 6. Dezember 2022 in der Energiezentrale Forsthaus in Bern vermittelt fundiertes Wissen zu diesem Thema. Jules Pikali ist Moderator und Inhaltsverantwortlicher des Kurses. Er hat als Präsident die Erstellung des Merkblatts «SIA 2060 Infrastruktur für Elektrofahrzeuge in Gebäuden» geleitet.

Der Anteil von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) bei den Neuzulassungen steigt zwar rasant, ist jedoch mit knapp 16 % immer noch deutlich kleiner als der Anteil fossil betriebener Fahrzeuge. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Wo sehen Sie aktuell die grössten Hemmnisse in der weiteren Verbreitung der BEV?

Wichtigste Voraussetzung für den Kauf eines Elektrofahrzeugs ist, dass eine geeignete Lademöglichkeit vorhanden ist. Bei einem Einfamilienhaus ist das einfach. Man kann mit wenig Aufwand eine Ladestation durch den Elektriker einbauen lassen und diese beim Verteilnetzbetreiber («Elektrizitätswerk») anmelden. In einem Mehrparteiengebäude wird es ungleich schwieriger, unabhängig davon, ob es Mietwohnungen oder eine Stockwerkeigentümerschaft ist. Es braucht eine Grundinvestition und das Einverständnis des Eigentümers oder der Gemeinschaft. Eine öffentliche Ladestation ist kein Ersatz. Fehlende private Ladestationen zu Hause oder am Arbeitsplatz sind darum immer noch ein grosses Hemmnis, sich ein BEV zu erwerben.

Was bedeutet das für GebäudeeigentümerInnen? Technisch gesehen ist der Einbau im Mehrfamilienhaus doch nicht viel aufwändiger als im Einfamilienhaus.

In Mehrparteiengebäuden geht es nicht ohne Investitionen in die Infrastruktur. Grund dafür ist die Beschränkung der elektrische Reserveleistung im Gebäude. Um ein Fahrzeug anzuschliessen, reicht diese problemlos. Sobald mehrere Fahrzeuge aufgeladen werden müssen, reicht es nicht mehr. Eine Verstärkung der Zuleitung ist aber sehr teuer. Mit einer Leistungsbewirtschaftung geht dies viel einfacher. Das bedingt aber, dass die Ladestationen intelligent sind und kommunizieren können. Es braucht einen Systementscheid und Vorinvestitionen. Hier ist der Gebäudeeigentümer oder die Liegenschaftsverwaltung gefordert, aktiv zu werden.