Bericht von Energate zum 3. Power-to-Gas Kongress
Der 3. Power-to-Gas Kongress Schweiz war ein voller Erfolg. Über 225 Teilnehmende fanden sich in der Umweltarena in Spreitenbach ein um über mit erneuerbaren Energien erzeugten Wasserstoff zu diskutieren. Der energate messenger berichtete darüber.
Der energie-cluster.ch organisiert jährlich den Power-to-Gas Kongress Schweiz, bei welchem unter anderem die Rolle von (erneuerbarem) Wasserstoff diskutiert und aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet wird. Der energate-messenger hat darüber berichtet:
Hoffnung auf Anschluss ans europäische Wasserstoffnetz lebt
Spreitenbach (energate) - Die Schweiz droht beim Anschluss an das europäische Wasserstoffnetz den Anschluss zu verlieren. Am Power-to-Gas-Kongress waren diesbezüglich aber ermutigende Signale aus dem deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sowie von der Transportnetzbetreiberin Transitgas AG zu vernehmen.
Transitgas-Direktor Ennio Sinigaglia verkündete am Kongress, dass die Transportnetzbetreiberin "seit ein paar Tagen" offiziell Mitglied der Initiative "European Hydrogen Backbone" (EHB) sei. Dies stärke die Stimme des Unternehmens in der EHB-Gruppe. Zur Erinnerung: In der Vision der Initiative ist die Transitgas-Leitung erst ab 2040 Teil des europäischen Wasserstoffnetzes. Gemäss einem Artikel des Tagesanzeigers, den die Transitgas AG auf ihrer Website publiziert hat, will Sinigaglia aber darauf hinarbeiten, dass die Schweiz schon vor 2040 ins Netz integriert wird.
In seinem Referat hatte Sinigaglia zuvor über die Untersuchungen der Transportnetzbetreiberin hinsichtlich der Wasserstofftauglichkeit der bestehenden Pipeline sowie der Machbarkeit einer parallelen, reinen Wasserstoffleitung berichtet. Technisch ist demnach sehr vieles machbar, aber auch sehr komplex. "Jeder Stollen wird eine separate Studie brauchen", sagte der Transitgas-Chef etwa in Bezug auf den Bau einer neuen, reinen Wasserstoffleitung im bestehenden vier Meter grossen Tunnel, durch den schon die Erdgasleitung führt. Sinigaglia nannte keine Zahlen, was so ein Projekt kosten würde. Er machte aber klar, dass die Transitgas AG eine derartige Investition "ohne zumindest eine Versicherung" gegen die bestehenden Risiken wohl niemals alleine tätigen wird.
Dass es Finanzierungskonzepte für Investitionen in die Wasserstoff-Transportinfrastruktur brauche, betonte auch Daniela Decurtins, Direktorin des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie (VSG). Passend dazu kündigte sie an, dass der VSG in der kommenden Woche einen möglichen Förderrahmen für den Wasserstoffhochlauf in der Schweiz basierend auf einer Studie veröffentlichen werde. Die VSG-Direktorin betonte weiter, dass es für den Wasserstoffhochlauf nun "ein klares Zeichen seitens des Bundes" benötige.
Die Hoffnungen diesbezüglich ruhten auf der Wasserstoffstrategie des Bundes, so Decurtins weiter in Richtung des Bundesamts für Energie (BFE). Dieses war an der Tagung in der Person von Markus Bareit, welcher beim Bundesamt für das Wasserstoff-Dossier verantwortlich ist, vertreten. Laut Bareit soll eine erste Auslegeordnung zum Thema Wasserstoff in Erfüllung des Postulats Candinas noch diesen Herbst dem Bundesrat vorgelegt werden. Die Finalisierung der Wasserstoffstrategie ist dann für 2024 vorgesehen.
Mit der Schweizer Wasserstoffstrategie soll aufgezeigt werden, wo Wasserstoff in der Schweiz voraussichtlich zum Einsatz kommt, wo und wie er produziert und wie er zum Endkonsumenten transportiert wird. Deutschland ist diesbezüglich schon viel weiter. Das Land hat 2020 seine erste Wasserstoffstrategie verabschiedet, diese im Juli des Jahres überarbeitet und ist derzeit daran, ein erstes Wasserstoff-Kernnetz zu planen. Aufgabe des Kernnetzes ist es, die "Henne-Ei-Thematik" zu durchbrechen: Bisher warten potenzielle Produzenten und Nutzer von Wasserstoff auf ein klares Bekenntnis, dass die nötige Netzinfrastruktur errichtet werden wird. Gleichzeitig warten die potenziellen Betreiber der Netze darauf, dass sich Produzenten und Konsumenten eindeutig auf ihre Nachfrage nach Transportdienstleistungen festlegen.
Über die Planungen zum Kernnetz sprach Decurtins in einem virtuellen Interview mit Philipp Steinberg, dem Leiter der Abteilung Wirtschaftsstabilisierung und Energiesicherheit beim deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Decurtins brachte in diesem Gespräch mit Sorgen zum Ausdruck, dass das Kernnetz als südlichen Importkorridor eine Route über Italien und Österreich vorsehe - und nicht über Italien und die Schweiz. Auch dass die Schweiz in der Vision des EHB für 2030 noch ein leerer Fleck auf der Karte ist, brachte Decurtins nochmals zur Sprache. Steinberg entgegnete darauf, dass das Kernnetz erst in den Anfängen der Planung sei. Decurtins wertete dies als ermutigendes Signal. "Wir sind zwar spät dran, aber nicht zu spät", fasst sie das Votum von Steinberg zusammen.