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«Sobald Daten existieren, weckt dies Begehrlichkeiten»

Interview
«Sobald Daten existieren, weckt dies Begehrlichkeiten»

Interview mit Ursula Uttinger, lic. iur. / exec. MBA HSG Datenschutzexpertin, Dozentin an der HSLU Hochschule Luzern Referentin am Tageskurs «Monitoring und Optimierung im Gebäudebestand» vom 20. Juni 2024 in Muttenz

Kommen Sie in Ihrer Tätigkeit als Datenschutzexpertin und Dozentin – oder auch als Privatperson – häufig mit dem Monitoring im Gebäudetechnikbereich in Kontakt?

Relativ häufig – aber meist unbewusst. Denn oft werden Gebäude ja überwacht, mit dem Ziel, effizienter oder/und ökonomischer mit Ressourcen umzugehen. Auf das Gebäudemonitoring wird meistens nicht explizit aufmerksam gemacht, wie es beispielsweise bei einer Videoüberwachung gelegentlich der Fall ist.

Ergeben sich durch die nachträgliche Installation eines Monitorings in Sachen Datenschutz spezielle Probleme? Drohen spezifische Gefahren?

Nein. Generell gilt: Sobald man über ein Gebäudemonitoring auf eine einzelne Person schliessen kann, ist in jedem Fall der Datenschutz betroffen. Das bedeutet wiederum, dass bezüglich des Umgangs mit diesen Daten das Datenschutzgesetz zu beachten ist: Es sollten beispielsweise so wenige Daten wie möglich über die reine statistische Auswertung hinaus bearbeitet werden.

Eine Erscheinung, die manche Fachfremde verblüfft, ist das Internet of Things (IoT). Auch beim Gebäudemonitoring spielt IoT eine wichtige Rolle. Es gilt aber auch als Eingangsportal für Malware. Wie «bändigt» man IoT, so dass dieses digitale Wunderwerk treu und loyal bleibt, anstatt Unheil anzurichten?

Eine absolute Sicherheit gibt es nicht; wir begeben uns in immer grössere Abhängigkeiten. Es gilt, zumindest zuerst zu prüfen, was in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) des Anbieters steht, wie Passworte Schutz gewähren etc. und sich auch zu vergewissern, wer hinter den Produkten steht.

Aufkommende Technologien wie KI schaffen neue Möglichkeiten in der Datenerfassung und -auswertung, gleichzeitig ist in der Bevölkerung ein verstärktes Bedürfnis nach Privatsphäre und Datenschutz spürbar. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation?

«The point of no return» dürfte bei der Digitalisierung längst überschritten sein. Umso wichtiger sind die Sensibilisierung und das Bewusstsein, dass wir ein Recht auf Privatsphäre haben. Weder Staat noch Private sollen uns überwachen – ob bewusst oder unbewusst.

(Bild: HSLU)