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«Das Potenzial für Solarfassaden ist riesig»

Interview
«Das Potenzial für Solarfassaden ist riesig»

Interview mit Cristophe Clivaz, Nationalrat (Grüne) und assoziierter Professor am Institut für Geografie und Nachhaltigkeit der Universität Lausanne und Referent am Tageskurs «PV-Fassaden» vom 8. April 2025 in Sion (VS).

Haben Sie persönliche Erfahrungen mit Photovoltaik-Fassaden? Wie nutzen Sie den erzeugten Strom?

Bisher noch nicht. Aber ich beteilige mich an einer Diskussion zum Thema im Rahmen der Renovierung eines Gebäudes, bei dem ich Miteigentümer bin.

Der Kanton Wallis ist sehr gut mit Sonnenlicht ausgestattet. Wie hoch schätzen Sie das Potenzial ein, das Sie Solarfassaden in Ihrem Kanton zutrauen?

Das Potenzial ist theoretisch riesig. Der Kanton Wallis hat es selbst auf 1100 GWh geschätzt. Das ist etwa die Hälfte des Stromverbrauchs des Kantons, ohne Grossindustrie. Es ist ein interessantes Potenzial, da Solarfassaden in den Wintermonaten mehr produzieren, zu einer Jahreszeit, in der die Schweiz normalerweise Strom importieren muss.

In welchen Bereichen der Gesellschaft muss Ihrer Meinung nach mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden, um Solarfassaden zu propagieren?

In erster Linie sollten Eigentümer, insbesondere Unternehmen, die häufig über Gebäude mit großen Fassadenflächen verfügen, sowie Architekturbüros und Bauunternehmen sensibilisiert werden. Ziel muss sein, dass sie sich besser über die neuesten technologischen Entwicklungen informieren, die es möglich machen, dass sich Photovoltaik an Fassaden installieren lässt.

In der Abschlussdiskussion des Kurses werden Sie sich mit den Perspektiven in der Schweizer Energiepolitik auseinandersetzen. Welche Rolle wird das Wallis in Zukunft spielen?

Das Wallis hat bisher eine sehr wichtige Rolle bei der Wasserkraftproduktion gespielt. Es entdeckt nun (endlich!), dass es mit seiner hervorragenden Sonneneinstrahlung auch eine bedeutende Rolle im Energiewandel spielen kann. Aus persönlicher Sicht würde ich mir wünschen, dass es in Sachen Energieeffizienz und -sparsamkeit eine Vorreiterrolle einnimmt. Bisher wurde im Wallis wie auch in der übrigen Schweiz vor allem auf die Steigerung der Stromproduktion gesetzt. In Zukunft muss mehr Gewicht auf die Senkung der Nachfrage gelegt werden, und auch hier ist das Potenzial enorm, wenn man bereit ist, eine proaktive Politik zu betreiben. Die billigste und sauberste kWh ist die, die man nicht verbraucht ...

(Bild: Parlamentsdienste)