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«Die eBaustelle ist noch jung aber in einigen Ländern bereits verbreitet»

Interview

Interview mit Ueli Kramer (MSc), Mitgründer ecoforce GmbH und Referent am 3. Symposium «Graue Emissionen im Bausektor» vom 9. Dezember 2025 in Bern.

Sie referieren am Symposium über eBaustellen, Baustellen mit Baumaschinen und -fahrzeugen, die hauptsächlich elektrisch oder mit Wasserstoff betrieben werden. Welchen Anteil der Grauen Energie macht der Aufwand für diese Maschinen grundsätzliche aus?

Ein pauschaler Prozentwert ist nicht seriös — der Anteil hängt von Maschinentyp, Batteriegrösse, Herstellungsprozessen, Lebensdauer, Lade‑Strommix und Recycling ab. Analog zur Elektromobilität entsteht durch die Batterie ein höherer anfänglicher Energie‑/CO‑Rucksack. Dieser wird bei hoher Nutzung, langer Lebensdauer und Laden mit erneuerbarem Strom pro Betriebsstunde schnell abgebaut. Gute Recycling‑ und Second‑life‑Konzepte reduzieren den vorgelagerten Aufwand zusätzlich.

Wie alt ist das Konzept der eBaustellen? Gibt es für Bauunternehmungen in der Schweiz schon ein ausreichendes Angebot an Maschinen, die sich mit Energie aus erneuerbaren Quellen betreiben lassen?

Das Konzept der eBaustelle ist noch jung, aber in Ländern wie den Niederlanden, Dänemark und Norwegen bereits weit verbreitet; Oslo verfolgt seit 2019 das Ziel, Baustellen künftig vollständig elektrisch zu betreiben. Auch in der Schweiz gibt es inzwischen ein wachsendes Angebot an elektrischen Maschinen — viele Baustellen lassen sich heute bereits rein elektrisch ausführen. Für viele Auftraggeber und Bauunternehmen ist das Thema jedoch Neuland und erfordert neue Prozesse und Planungen. Besonders abgelegene oder sehr grosse Baustellen bleiben eine Herausforderung und können höhere Kosten verursachen. Das Allerwichtigste, damit der Wandel überhaupt stattfindet: Auftraggeber müssen Anreize schaffen und die eBaustelle einfordern — nur so entsteht der Markt. Dennoch ist ein Einstieg grundsätzlich überall möglich; empfehlenswert ist ein schrittweiser Ansatz: klein beginnen, Erfahrungen sammeln und dann skalieren.

Das Hauptziel der eBaustelle besteht in der Reduktion des Verbrauchs fossiler Energieträger. Wie stellt man gleichzeitig sicher, dass sich auch die Graue Energie vermindert?

Was wir überall beobachten, ist ein Dominoeffekt: Sobald das elektrische Bauen zum Thema wird, wächst automatisch das Bewusstsein für vorgelagerte Aspekte wie Materialwahl, Herstellungsprozesse und Recycling. Die eBaustelle dient damit oft als Eingangstor — sie zeigt, dass es nicht nur um den Betrieb, sondern um eine umfassende Transformation der Bauweise geht. In der Praxis führt das zu mehr Berücksichtigung von Lebenszyklusfragen und konkreten Massnahmen zur Reduktion grauer Energie. Auftraggeber, die eBaustellen einfordern, beschleunigen diesen Wandel in der gesamten Wertschöpfungskette.

(Bild: Ecoforce GmbH)