Rückblick «Netzengpässe und die Chance von dezentralen, erneuerbaren Energieproduktion»
Vergangenen Dienstag, dem 23. April 2024, fand unser Event «Netzengpässe und die Chancen in der dezentralen, erneuerbaren Energieproduktion» im Feusi Bildungszentrum in Bern statt.
Die Teilnehmenden haben einen Nachmittag voller Information in der restlos ausgebuchten Aula der Feusi erleben dürfen. Dabei standen DC-Microgrids im Vordergrund, also Gleichstromlösungen, welche dezentral Strom erzeugen und diesen vor Ort verbrauchen.
Das Einstiegsreferat hielt Dr. Christof Bucher von der Berner Fachhochschule, welcher Microgrids als logische Folge der Energiewende vorstellte. Da nicht unendlich Strom ins Netz eingespeist werden kann, müssen Photovoltaikanlagen und Verbraucher des PV-Stroms noch besser als Einheit gesteuert werden. Anschliessend haben die Interessierten durch mehrere Vorträge die Herausforderungen für das Stromnetz und die Netzbetreibenden kennengelernt, aber auch wie diesen entgegengewirkt werden kann. Roger Wiget der Swissgrid AG erklärte wie das Stromnetz in Europa und der Schweiz heute funktioniert und dass es künftig ein Supergrid benötigt, damit erneuerbare Energie integriert und Märkte miteinander verbunden werden können.
Frank Schürch begrüsst die Anwesenden
Olivier Stössel, Leiter Netze und Sicherheit beim Verband der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen (VSE) thematisierte den Gleichstrom im Verteilnetz, wobei dies heute sowie auch in Zukunft wohl keinen Wechsel vom AC- zu einem DC-Netz geben wird. Dies aus dem Grund, dass Systemwechsel mit extrem hohen Kosten verbunden sind.
Die Entwicklung in den Verteilnetzen hin zu intelligenten Netzen, «Smart Grids», mit vielen unterschiedlichen Produzenten wurde durch Marius Zimmermann der Firma Danfoss vorgestellt. Dabei ist wichtig, dass die Systeme, Produzenten und Verbraucher miteinander kommunizieren können, um den Gesamtwirkungsgrad zu optimieren und Verluste zu minimieren. Um Spitzenlasten abzufedern, wurde Stromspeichern eine wichtige Rolle zugeordnet.
Teilnehmende besuchen die Tischmesse der Sponsoren
Aus Deutschland wurde Joachim Seidl, Board Member des Verbandes Open DC Alliance, zugeschaltet. Er präsentierte den Teilnehmenden per Teams die stark wachsende Gemeinschaft des Verbandes, welcher heute bereits 63 Mitglieder in 9 Ländern aufweist. In verschiedenen Arbeitsgruppen wird der Erfahrungs- und Wissensaustausch gefördert.
Durch Leo Sasso, CEO der geoimpact AG, erfuhren die Interessierten mehr zu Data Driven Lösungsansätzen. Durch modellierte Szenarien können gute Entscheide gefällt werden, wie zum Beispiel der ideale Standort für einen Wärmeverbund oder der massvolle Netzausbau.
Danach konnten die Teilnehmenden bei einer kurzen Pause die Partner der Tischmesse besuchen, bevor im zweiten Teil des Nachmittags diverse Umsetzungsbeispiele in den Fokus rückten, welche bereits heute effizient und sicher betrieben werden.
Den Start machte Dr. Laurens Mackay, Gründer der DC Opportunities aus Holland. Er stellte verschiedene Areale vor, welche bereits durch DC-Microgrids betrieben werden. Dies ist möglich dank bidirektionalen Ladestationen und Autobatterien, welche einen grossen Stromspeicher darstellen und die Energie flexibel einsetzen lassen.
Im Anschluss präsentierte Andreas Forster der Firma Schaltbau GmbH, ebenfalls per Liveschaltung, die im Gleichstrom betriebene Fabrik. Die eigens umgerüstete Lösung ist ein Vorzeigeprojekt, welches in Deutschland noch einmalig ist. Die zusätzlich verbaute Technik verursacht zwar grössere Erstellungskosten, welche sich aber durch die maximierte Effizienz in 3-4 Jahren amortisieren lässt.
Peter Ruth referiert vor den Teilnehmenden
Initiant und Mitorganisator dieses Events, Peter Ruth, COO der innovenergy AG, präsentierte die Lösung «DConnect», welche bereits an verschiedenen Orten erfolgreich betrieben wird. So lernten die Teilnehmenden Umsetzungsbeispiele aus Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft kennen. Das sich selbstregelnde DC-Microgrid erhöht die Energieeffizienz, da Umwandlungsverluste vermieden werden. Dazu wird die Stromerzeugung durch eine PV-Anlage sichergestellt und mit den Energieverbrauchern direkt verbunden. Das System lässt sich auch mit einem Salzwasserspeicher, beispielsweise von innovenergy, verknüpfen, um es noch unabhängiger zu gestalten.
Wie DC-Netze kontrolliert eingeschalten, sicher betrieben und überwacht werden können, präsentierte die Firma Weidmüller durch die Person von Michael Sowada. Auch er sprach über das grosse Potenzial der DC-Technologie, welche allerdings neue Infrastrukturkomponenten zur sicheren Stromverteilung benötigen. Dabei müssen Kurzschluss- und Leitungsschutz, eine sichere Trennung bei Zu- und Abschalten sowie die Vorladung eines DC-Sektors gewährleistet sein.
Das Maschinen auf die DC-Technologie umgerüstet werden können, brachte Tim Aufderheide von KEB Automations KB den Gästen näher. Er stellte diese Lösung anhand einer Spritzgussmaschine vor, welche durch Gleichstrom energiearmer betrieben wird.
Abschliessend präsentierte Christian Scharpf der amperio welche Möglichkeiten zur Übertragung von DC bestehen. Dabei zeigte er verschiedene Lösungen von Kabeln, über Flexbusse hin zu Stromschienen, welche je nach Anwendungszecke und -ort ihre Verwendung finden.
Nach diesem vielseitigen Programm konnten sich die Besuchenden und Experten bei einem Apéro näher kennenlernen, sich austauschen und vernetzen. Wir danken allen Partner für die tatkräftige Unterstützung, allen voran den Sponsoren amperio, Danfoss, innovenergy, KEB, ODCA und Weidmüller.