«Vermutlich werden schon 2025 mehrheitlich Autos mit einem Stecker verkauft»
Interview mit Marco Piffaretti, Elektromobilitäts-Pionier & Initiator von sun2wheel.
Die eMobilität ist auf dem besten Weg, sich durchzusetzen. Der energie-cluster.ch ist überzeugt von ihrer Bedeutung beim Weg der Schweiz in eine emissionsarme Zukunft. Deshalb hat er die neue Innovationsgruppe «Ladeinfrastruktur eMobilität am Gebäude» ins Leben gerufen und organisiert den Kurs «Kurs «eMobility Ladeinfrastruktur auf Gemeinschaftsparkplätzen», der erstmals im kommenden Juni stattfinden wird. Marco Piffaretti arbeitet sehr aktiv in der neuen Innovationsgruppe mit und beteiligt sich auch am Aufbau des Kurses.
Nachdem sich technische Lösungen bei den Elektroautos durchgesetzt zu haben scheinen, liegt der Fokus jetzt bei der Versorgung der eMobilität mit Strom aus erneuerbaren Quellen. Wo sehen Sie da die grössten Gewinne?
Mit den Elektrofahrzeugen wird auch die erneuerbare Elektrizität beflügelt. Nicht nur, weil man den Treibstoff auf dem eigenen Dach gewinnen kann, sondern auch weil mit dem Elektroauto der Eigenverbrauchsanteil und damit die Wirtschaftlichkeit der eigenen Photovoltaikanlage verbessert wird. Jede Autobatterie kann zudem einen Beitrag zur Netzbewirtschaftung leisten. Mit der Möglichkeit zur Rückspeisung aus der Autobatterie ergibt sich eine weitere Steigerung des Potenzials.
Bild: Marco Piffaretti
Gibt es aus Herausforderungen? Wie geht die neue Innovationsgruppe «Ladeinfrastruktur eMobilität am Gebäude» mit ihnen um?
Laden zu Hause ist eine Herausforderung – aber auch eine Chance. Im Einfamilienhaus ist es einfach und schnell möglich, eine Ladestation einzubauen und mit einer PV-Anlage zu ergänzen. Die grosse Herausforderung liegt aber bei Mehrfamilienhäusern und Gewerbebauten, also in den Gemeinschaftsparkplätzen. Hier ist eine aktive Rolle der Liegenschaftsverwaltung und der Eigentümerschaft gefragt. Mit der zunehmenden Anzahl von Elektrofahrzeugen wird die Lade-Ausrüstung darum auch ein zentrales Kriterium sein, welches sich auf die Vermietbarkeit und den Wert des Objektes auswirkt. Aus diesem Grund bieten wir gemeinsam mit energie-cluster.ch einen Kurs für genau diese Zielgruppe an und zeigen – basierend auf der Norm SIA 2060 – das richtige Vorgehen von Planung bis zur Abrechnung.
Sie haben die Möglichkeit erwähnt, dass die Batterien von Elektroautos auch als Speicher für Gebäude genutzt werden können, wenn sie nicht unterwegs sind. Wer ein solches Auto besitzt, kann nach diesen Vorstellungen auch Regelleistung verkaufen. Sind die Bedingungen für eine breite, zuverlässige Nutzung dieser «mobilen Speicher» schon gegeben?
Im lokalen Bereich, also in den Zusammenschlüssen zum Eigenverbrauch (ZEV) lautet die Antwort ja. Das rentiert sich mit V2H (Vehicle-to-Home) oder V2B (Vehicle-to-Building) heute schon. Aber sobald man die Leistung den Netzbetreibern zur Verfügung stellt, dann fehlen heute in der Schweiz noch die rechtlichen Voraussetzungen. Denn man wird mit Netzgebühren, der Anmahnung «fehlender» Herkunftsnachweise und nicht dynamischen Tarifstrukturen bestraft. Da muss die Schweiz schnell aufholen, und von den nordischen Ländern lernen, die beispielsweise den Tag- und Nachttarif mit einem ¼-Std.-Tarif ersetzt haben, welcher Angebot und Nachfrage abbildet. Jedenfalls geht es da auch in der Schweiz vorwärts: mit dem «V2X-Suisse» Pilotprojekt zum Beispiel.