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«Ab etwa zehn Wohnungen lässt sich ein ZEV rentabel betreiben»

Interview
«Ab etwa zehn Wohnungen lässt sich ein ZEV rentabel betreiben»

Interview mit Prof. Dr. David Zogg, Dozent für Regeltechnik, Mitarbeiter am Institut für Automation, Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), Referent am Tageskurs «Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV)».

Gibt es aus der Sicht des Technikers für ZEV eine optimale Grösse und eine optimale räumliche Ausdehnung für die Beteiligten?

Ein ZEV ist bei Mehrfamilienhäusern ab etwa zehn Wohnungen rentabel zu betreiben. Ab ca. 30 Wohnungen kann am freien Markt für Grossverbraucher teilgenommen werden (ab 100'000 kWh Gesamtverbrauch pro Jahr). Dies macht die Sache noch interessanter, da von tieferen Netzbezugstarifen profitiert werden kann.

Der ZEV ermöglicht mehreren Parteien, den selbst produzierten Solarstrom direkt zu nutzen und so den Eigenverbrauch der Anlage zu erhöhen. Wie wird die Regelungstechnik zur Unterstützung dieser Ziele eingesetzt?

Die Regelungstechnik sollte die grossen Verbraucher wie Wärmepumpen, Wassererwärmer sowie Elektromobil-Ladestationen automatisch optimieren. Bei der aktiven Speicherung von Energie in der Gebäudemasse liegt das grösste Potenzial. Bei einer Vielzahl von Ladestationen muss der Ladestrom aktiv geregelt werden. Nur so lässt sich der selbst produzierte Strom optimal nutzen und der Netzbezug reduzieren.

Regeltechnik muss bei den Beteiligten auch Sicherheit, Zuverlässigkeit und Fairness vermitteln. Wie schafft sie das?

Am besten funktioniert die Regeltechnik, wenn der Benutzer nichts davon spürt. Andererseits soll auch ein Anreiz für den einzelnen Benutzer geschaffen werden, sein Verhalten zu optimieren. Ein gutes Beispiel ist das Ampelsystem in Möriken (AG), welches mit grüner Farbe den Solarstrom anzeigt und den Tarif senkt. Eine nachhaltige Wirkung beim Bewohner ist allerdings erst festzustellen, wenn seine kostenmässigen Einsparungen ins Gewicht fallen. Beim aktuellen Anstieg der Energiepreise werden diese immer sichtbarer.

Ihr Referat am Tageskurs «Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV)» befasst sich mit Netzbetreibenden und lokalen Strombörsen. Können Sie kurz den Zusammenhang mit den ZEV erläutern?

Der ZEV sollte nicht als «geschlossenes System» betrachtet werden, sondern als offenes System, welches mit dem Stromnetz kommuniziert und in ein übergeordnetes Ganzes eingeordnet ist. Eine lokale Strombörse ist nur der erste Ansatz. In Zukunft sollte diese global sein.

(Bild: FHNW)