«PV-Fassaden sind für das Wallis sehr interessant»
Interview mit Janina Löffler, Assistenzprofessorin FH, HES-SO Valais-Wallis und Referentin am Tageskurs «PV-Fassaden» vom 10. September 2024 in Naters (VS).
Das Rhonetal gilt als Sonnenstube. Wie stark sind PV-Fassaden im Kanton Wallis verbreitet?
PV-Fassaden sind für das Wallis sehr interessant: Neben dem Vorteil der Umverteilung des Verlaufs der Tagesproduktion als Ergänzung zu Dachanlagen, ist die PV-Fassade auch wirtschaftlich attraktiv, wenn im Winter – auch bei einer Schneedecke über mehrere Wochen – hier weiterhin Strom produziert wird und die Ausbeute durch die Reflexion im Schnee erhöht wird. Die Installationen nehmen zu, ein neueres Beispiel stammt aus dem Jahr 2020: drei PV-Fassaden am Zeitmessturm des Sportplatzes Ecossia in Siders.
Im Wallis wurden kürzlich «Photovoltaikanlagen auf der Alp» propagiert. Auch Rebberge könnten für die Gewinnung von Solarstrom genutzt werden. Spielt da die PV-Fassade nicht die «zweite Geige»?
Grundsätzlich sollte Strom dort erzeugt werden, wo er benötigt wird: in bebauten Gebieten, für Wohnhäuser und Industrie. Dies entlastet die Stromnetze und vermeidet zusätzliche Infrastruktur. Da wir im Moment noch unterversorgt sind mit erneuerbarer Stromproduktion, vor allem im Winter, ist es wichtig, abgesehen von der gebäudeintegrierten Photovoltaik (BIPV) auch das Potenzial der Freiflächen zu berücksichtigen – solange es mit dem Naturschutz vereinbar ist. Ich sehe dies als notwendige Übergangslösung, die PV-Anlagen können schliesslich am Ende ihrer Laufzeit wieder abmontiert werden.
PV-Fassaden erzeugen graue Emissionen. Wird heute genügend darauf geachtet, dass diese nicht die Energiebilanz negativ beeinträchtigen? Ist die PV-Fassade bereits ausreichend kreislauffähig? Können Module einer Zweit- oder Wiederverwertung zugeführt werden?
Bei der Konzeption neuer Gebäude oder der Renovation mit PV-Panels sollte die Energiebilanz jedes Werkstoffs berücksichtigt werden, inklusive der PV-Panels. Der Grossteil grauer Emissionen von PV-Panels wird durch die Herstellung des Grundmaterials, der Silicium Wafer, verursacht. Die Herstellung mit Hilfe von Solarstrom würde die grauen Emissionen um einiges reduzieren, momentan gibt es leider keine Waferproduktion innerhalb Europas. Ferner sollten die Panels komplett recyclebar sein, dies ist im Moment ein hochaktuelles Thema in der Forschung. In den letzten Jahren hat sich auch auf dem Markt einiges getan, und ich kann mir vorstellen, dass wir schon bald Cradle-to-Cradle PV-Module sehen werden, auch für Fassaden.
(Bild: HES-SO)