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«Die Bauwirtschaft kann viel zur Reduzierung der Grauen Emissionen beitragen»

Interview

Am Diskussionspanel des Symposiums «Graue Emissionen im Bausektor» von nächster Woche dreht sich alles um die Frage «wo stehen wir und wo wollen wir hin?». Als Input vor der Veranstaltung bietet Marianne Stähler, Geschäftsleiterin des Vereins ecobau und Panelteilnehmerin eine Grundlage für die Diskussion.

Was macht ecobau und wie bearbeitet der Verein das Thema «Graue Emissionen»?

Im Verein ecobau haben sich Bauämter von Bund, Kantonen und Städten zusammengeschlossen mit dem Zweck, das ökologische, kreislauffähige und gesunde Bauen breit zu verankern.

Wir haben als erstes Gebäudelabel mit dem Zusatz ECO (zu den Minergie-Baustandards) Grenzwerte für die Erstellung gesetzt – das geschah 2011, also vor mehr als zehn Jahren. Wir waren somit Pioniere. Bauherren können seither Grenzwerte für die Erstellung bestellen. Gleichzeitig haben wir damals angefangen Gebäudeökobilanzierungstools zu pushen und diese auf ihre Qualität zu prüfen. Heute machen wir das immer noch und stellen so sicher, dass es einfacher und zuverlässiger wird, für die Erstellung von Gebäuden die Grauen Emissionen zu rechnen und die Resultate einzuordnen.

Bei den Baumaterialien haben wir vor über 20 Jahren begonnen, diese untereinander zu vergleichen und aufgrund ihrer Grauen Emissionen und weiterer Inhaltsstoffe zu beurteilen. Seither können die Architekten und Planer in unseren ecoBKP, ecoDevis und ecoProdukte sowohl in der Materialisierung als auch in der Ausschreibung erkennen und nachschlagen, welche Materialien bei den Grauen Emissionen gut abschneiden.

Welche Bedeutung hat die Bauwirtschaft in der Schweiz bei der Reduktion Grauer Emissionen?

Der Gebäudebereich verursacht hierzulande rund ein Viertel der Treibhausgase. Er kann viel zur Reduktion der Grauen Emissionen und damit der CO₂-Emissionen wie auch zur Schonung der Ressourcen beitragen. Aber es gilt halt zu bedenken, dass der Treiber in der Immobilienbranche die Kosten sind. Graue Emissionen verursachen (noch) keine Kosten.

Im Betrieb der Immobilien sinken jetzt die Treibhausgas-Emissionen, weil wir die fossilen Heizungen ersetzen. Aber damit steigt auch der Einfluss der Grauen Emissionen in der Erstellung und in der Entsorgung (Abriss). Es gilt also hier gemeinsam Schritte zu machen.

Wie komplex die Herausforderung ist, zeigt sich bei der Frage: Wer ist die Bauwirtschaft? Es sind die Bauherren, die Architektinnen und Planer, die GU/TU, Handwerkerinnen aus allen Gewerken. Wir sehen viele Entscheider, viele Beteiligte und damit viele Möglichkeiten, dass das, was bestellt wurde, verloren geht, wenn es nicht konsequent im Bauprozess eingefordert wird.

(Bild: Verein ecobau)