«In der Schweiz befindet sich die Förderung der Elektromobilität auf tiefem Niveau»
Interview mit Thomas Rücker, Direktor auto-schweiz und Referent am Symposium «Elektromobilität in Gemeinden» am 28. Januar 2025.
auto-schweiz ist die Vereinigung der offiziellen Automobil-Importeure. Welcher Anteil der immatrikulierten Neuwagen entfällt aktuell auf Elektrofahrzeuge?
Bis Ende November 2024 waren 18,9 Prozent aller neuen Personenwagen rein elektrisch angetrieben. Hinzu kommen die Plug-in-Hybride mit 8,7 Prozent Marktanteil. Beide Werte liegen leicht unter den vergleichbaren Vorjahresständen und stagnieren – von einem Einbruch, wie manche Medien die Entwicklung bezeichnen, kann aber definitiv keine Rede sein.
Gibt es bei diesen Anteilen einen signifikanten Unterschied zwischen Personenwagen, Nutzfahrzeugen, Bussen oder Cars?
Ja, die Marktanteile elektrischer Neufahrzeuge unterscheiden sich sehr nach Fahrzeugkategorie. Während wir bei den Personenwagen derzeit eine Stagnation beobachten, hat sich die E-Quote bei den Lieferwagen im Vergleich zum Vorjahr auf rund sechs Prozent halbiert.
(Bild: auto-schweiz)
Sind bei den verschiedenen Fahrzeugkategorien die aktuellen Bedingungen bezüglich Energieversorgung und Förderung durch die öffentliche Hand ausreichend, um der Kundschaft den Entscheid für ein Elektrofahrzeug schmackhaft zu machen?
Aus Branchensicht werden die Förderungen wahrscheinlich immer zu niedrig eingestuft, aber in der Schweiz befinden sich diese im europäischen Vergleich auf besonders tiefem Niveau. Nur wenige Kantone bieten eine Unterstützung bei der Anschaffung eines elektrischen Fahrzeugs an und nur gewisse entlasten die Besitzer mit niedrigeren Verkehrssteuern oder mit Zuschüssen für die Ladeinfrastruktur. Hier ist die Schweiz uneinheitlich und ausgeprägt föderalistisch unterwegs.
Wo bestehen aus Ihrer Perspektive die grössten Hürden bei einem schnellen Ausbau der Elektromobilität in der Schweiz?
Neben der Herausforderung bei der Erstellung von Lademöglichkeiten in Mehrparteiengebäuden sind sicher die hohen Preise beim öffentlichen Laden ein Problem. Kundinnen und Kunden, die mit der Anschaffung eines E-Fahrzeugs trotz fehlender Ladestation liebäugeln, merken schnell, dass hier der finanzielle Kostenvorteil des Elektroautos gegenüber einem Benziner oder Diesel verloren geht. Nur wer zu Hause aufladen kann, fährt auf lange Sicht günstiger und komfortabler als mit einem Verbrennerfahrzeug.